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- Consulting 4.0: Wie das Internet und neue Erkenntnisse aus der Organisationspsychologie die Unternehmensberatung revolutionieren
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Beratung 1.0: Am Anfang standen Analysen, Studien und Konzepte
Bei der strategischen Unternehmensberatung steht die Ausarbeitung von Konzepten auf Basis umfangreicher Analysen und Studien im Vordergrund. Die Ergebnisse stehen meist in Form von umfangreichen Foliensammlungen und Empfehlungen zur Verfügung und werden am Ende des Projekts an den Auftraggeber übergeben. Die Praxisrelevanz, Umsetzbarkeit sowie die Unterstützung und Begleitung des Veränderungsprozesses spielen in der strategischen Beratung eine untergeordnete Rolle.
Beratung 2.0: Die Umsetzung in der Praxis gewinnt an Relevanz
Genau an diesen Defiziten setzt Beratung 2.0 an. Im Gegensatz zur strategischen Beratung zielt taktischen Beratung auf die Umsetzung der zuvor entwickelten Konzepte ab. In Projektteams bestehend aus Beratern und Mitarbeitern des Kunden werden die Konzepte im Rahmen eines Veränderungsprozesses implementiert. Dieser ist bei der taktischen Beratung jedoch zu einem großen Teil von den externen Beratern getrieben (Push-Ansatz). Nach Abschluss des Projekts ist deshalb das Risiko hoch, dass das Projekt die gewünschten Ergebnisse nicht nachhaltig erreicht und das erarbeitete Wissen für das Unternehmen verloren geht.
Beratung 3.0: Interne Berater stärken die Nachhaltigkeit und reduzieren Kosten
Der Bedarf nach einer höheren Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz führt uns zu Beratung 3.0. Im Inhouse Consulting wird die Rolle externer Berater von Experten im eigenen Unternehmen übernommen. Diese verfügen über Fach- und Prozessexpertise, um komplexe Beratungsprojekte zu strukturieren und zu moderieren. Das dafür notwendige Fachwissen wird durch die Fachabteilungen in das Projekt eingebracht oder in Workshops gemeinsam erarbeitet. Dadurch steigt die Bereitschaft die Projektergebnisse umzusetzen. Darüber hinaus bleibt das erarbeitete Wissen im Unternehmen.
Beratung 4.0: Kollaborative Beratung als zukünftiges Beratungsmodell
Beratung 4.0 kombiniert Erkenntnisse aus Organisationspsychologie, aktuelle technologische Entwicklungen und Ansätze aus der Sharing Economy in ein neues Beratungsmodell. Dieses baut auf den folgenden sechs Prinzipien auf:
1. Beratung 4.0 findet dezentral statt
Bei Beratung 4.0 wird aus großen, aufwändigen und meist zentral koordinierten Beratungsprojekten eine neue Form des Lernens. Diese findet dezentral in den jeweiligen Teams, Abteilungen und Divisionen statt. Veränderungsprozesse und Lerneffekte lassen sich dadurch schneller und großflächiger umsetzen.
2. Beratung 4.0 folgt dem „Pull-Prinzip“
Beratung 4.0 wird nicht Top Down eingefordert (Push-Prinzip) sondern Bottom Up angefordert (Pull Prinzip), um die vorgegebene Strategie, Vision und Mission zu erreichen. Damit steigt die Akzeptanz, Nachhaltigkeit und Wissensretention im Vergleich zu den anderen vorgestellten Beratungsstufen signifikant an.
3. Beratung 4.0 ist in das Tagesgeschäft eingebettet
Beratung 4.0 bedeutet, dass die in Workshops gemeinsam erarbeiteten Konzepte und Lösungsansätze unmittelbar danach im Tagesgeschäft umgesetzt werden. Ergebnisse aus diesem „Reality Check“ werden im nächsten Workshop kritisch diskutiert, weiterentwickelt und erneut umgesetzt.
4. Beratung 4.0 heißt unterstützen und moderieren
Beratung 4.0 baut auf dem Wissen der Fach- und Führungskräfte und deren Fähigkeit neues Wissen im Team zu erarbeiten auf (kollaboratives Lernen). Dieser Prozess wird von (externen) Beratern moderiert und unterstützt, jedoch nicht dominiert, wie dies oftmals in klassischen Beratungsprojekten der Fall ist.
5. Beratung 4.0 basiert auf Wissen teilen, bündeln und multiplizieren
Beratung 4.0 findet in Teams statt in denen Fach- und Führungskräfte unterschiedlicher Unternehmen ihr Wissen teilen und bündeln. Dadurch werden Synergien geschaffen, die in der richtigen Team-Zusammensetzung signifikant bessere Ergebnisse ermöglichen als dies innerhalb eines Unternehmens möglich ist.
6. Beratung 4.0 nutzt neue Technologien zur Kommunikation und Kollaboration
Beratung 4.0 bedeutet abteilungs-, funktions-, und unternehmensübergreifende Zusammenarbeit. Web Conferencing, Knowledge Sharing-Plattformen, und Wikis sind einige der Werkzeuge, die dabei zum Einsatz kommen.
Mit der vorgestellten vierten Stufe liegt ein Modell vor, das Beratung als organisationales Lernen versteht. Kollaboratives Lernen, neue Technologien zur Kommunikation und Kollaboration sowie Beratung, die sich auf die Unterstützung und Moderation von Hochleistungsteams beschränkt bilden hierfür die Grundlage.
Referenzen/Literatur:
Kets de Vries über Hochleistungsteams, Change und klassische Unternehmensberatung:
Reflections on Groups and Organizations: On the Couch With Manfred Kets de Vries; Manfred F. R. Kets de Vries; John Wiley & Sons, 2011
Stand der Wissenschaft im Bereich E-Learning/Collaborative Learninig:
The SAGE Handbook of E-Learning Research Research: Computer Supported Collaborative Learning, SAGE Publications Ltd; Richard Andrews & Caroline Haythornthwaite (Editors), 2007
Artikel zur Zukunft der Beratung:
http://www.wiwo.de/unternehmen/dienstleister/starberater-bei-mckinsey-das-grosse-aufraeumen-beim-schlauesten-unternehmen-der-welt/11933138.html
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