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- Leagile Learning: Wie man mit Lean und Agile schneller und effizienter lernt
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Obwohl Lean und Agile meist als unterschiedliche Ansätze präsentiert und angesprochen werden, haben sie viel gemeinsam. Begibt man sich auf die Suche nach der Quelle von Lean und Agile, so zeigt sich, dass die Wurzeln eng verwoben sind und teilweise den selben Ursprung haben.
Lean: Verschwendung vermeiden und (Kunden-)wertschöpfung maximieren
Im Mittelpunkt von Lean steht das Ziel jegliche Verschwendung, die keinen Beitrag zur Wertschöpfung leistet, zu vermeiden. Wertschöpfung bezieht sich dabei auf Aktivitäten, welche Kundenutzen generieren. Dabei geht es nicht darum schneller oder mehr zu tun, sondern die richtigen Dinge zu tun, d.h. die Effektivität zu steigern.
Ganzheitlich wurde Lean erstmals von Toyota im Toyota Production System umgesetzt
Einen wesentlichen Beitrag zur Popularität von Lean hat der Japanische Automobilkonzern Toyota geleistet. Im Toyota Production System (TPS) wurden Lean Elemente in eine ganzheitliche Philosophie zusammengeführt. Viele dieser Elemente gibt es jedoch schon viel länger als das TPS. Beispielsweise wurden Gondeln in Venedig bereits Ende des 19. Jahrhunderts in einer Art Produktionsfluss gebaut. Aspekte der Organisationskultur, die bei Lean eine herausragende Rolle spielen wurden erstmals von Edward Tylor im Jahre 1891 angesprochen.
Lean basiert auf Prinzipien und deren Umsetzung auf weichen Faktoren
Die konkrete Umsetzung von Lean wird erreicht, in dem sich Verhaltensweisen und Prozesse an den Prinzipien Kundenorientierung, Fluss, Synchronisierung und Perfektion ausrichten. Weitere Methoden und Werkzeuge wie Visualisierung, Ziel- und Abweichungsmanagement sowie Teamarbeit unterstützen Organisationen dabei Lean in der Unternehmenskultur zu verankern. Obwohl bei Lean meist Methoden und Werkzeuge als erstes genannt werden, geht es in erster Linie um weiche Faktoren wie Motivation, Kompetenz und Engagement, die entscheidend für den Erfolg sind.
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Agile ermöglicht eine höhere Umsetzungsgeschwindigkeit und Effizienz bei Unsicherheit
Veränderungen laufen in der Realität nicht zwangsläufig in Stufen, Phasen, Schritten oder ähnlichen linearen Abfolgen ab. Dies gilt insbesondere bei einer hohen Unsicherheit und einem komplexen Umfeld. Diese Konstellation ist in der Praxis häufiger anzutreffen, als man auf den ersten Eindruck vermuten würde. Beispiele sind Produktentwicklungsprojekte, die Einführung neuer IT-Systeme und andere ressourcen- und personalintensive Veränderungsprojekte. Der Agile Ansatz setzt genau an diesem Punkt an. Durch die kurzzyklische Aufeinanderfolge von Reflektions-, Planungs- und Umsetzungsschritten finden Anpassungs- und Lernprozesse statt, die zu einer erhöhten Umsetzungsgeschwindigkeit und Effizienz führen.
Von John Boyd’s OODA Loop und Toyota zu SCRUM und Kanban
Noch bevor agile Ansätze wie SCRUM und Kanban im Bereich der Softwareentwicklung zur Anwendung gekommen sind, wurde die grundlegende Philosophie hinter Agile bereits im militärischen Bereich angewendet. John Boyd’s Oberserve, Orient, Decide und Act Loop kurz OODA ist sozusagen die Mutter aller agilen Ansätze und wurde bereits in den 60er Jahren vom Militär zur Auslegung von Flugzeugen verwendet. Später folgte das agile Manifest für die Softwareentwicklung und die Einführung von SCRUM, die von Toyota‘s Produktentwicklungsprozess inspiriert wurde. Das Agile viele Elemente von Lean nutzt, spiegelt sich nicht zuletzt in der Agile Methode „Kanban“ wider, die nach dem gleichnamigen Produktionssteuerungskonzept benannt ist.
Hinter den Agilen Methoden SCRUM und Kanban verbergen sich im Wesentlichen die gleichen Prinzipien wie bei Lean. Die Gewichtung, konkrete Umsetzung und Benennung der Prinzipien ist jedoch anders als bei Lean, da der Fokus meist nicht auf der Produktion physischer Produkte liegt. Stattdessen geht es bei Agile um den Umgang mit Unsicherheit und Komplexität. Die Lean Prinzipien Kundenorientierung, Fluss, Synchronisierung und Perfektion spielen dabei eine ähnlich wichtige Rolle.
Auch bei der Agile Umsetzung spielen „weiche Faktoren“ eine herausragende Rolle
Ein Paket an Werkzeugen unterstützt die Umsetzung von Agile in der Praxis. Daily Standups auch Daily Scrums genannt sind das Gegenstück zu Shop Floor Management Meetings in der Lean Welt. Der Umgang mit Arbeitsaufgaben im Sinne von Work in Progress (WIP) und deren Reihenfolgeplanung in einem Backlog folgt den Lean Prinzipien Synchronisation und Fluss, die sich in FIFO-Puffern, Supermärkten und der Kopplung von Arbeitsplätzen widerspiegeln. Ganz besonders wichtig sind auch bei Agile die weichen Faktoren. Eine herausragende Rolle spielen dabei Teamorganisation und -autonomie. Starke Teams, die gemeinsam an einem Strang ziehen bilden sozusagen das Rückgrat von Agile. Neben den Vorteilen einer hohen Motivation ermöglicht Teamarbeit einen besseren Ausgleich von Lastspitzen und reduziert die Verschwendung durch den traditionellen Ansatz mit Projektmanagern.
Leagile Learning: Was Lean und Agile für Lernprozesse bedeutet
Was lässt sich nun aus Lean und Agile für Lernprozesse im Sinne eines „Leagile Learning“ ableiten? Wir sind der Meinung, dass beide Ansätze einen großen Beitrag für schnelleres und effizienteres Lernen leisten können. Im Folgenden stellen wir euch fünf Prinzipien vor, die sich einfach in der Praxis umsetzen lassen.
1. Leagile Learning ist lernen mit Fokus auf konkrete Ergebnisse
Geht es darum zu lernen, steht meist der Lernprozess im Vordergrund. In der Lean und Agile Welt geht es im Gegensatz dazu nicht darum zu produzieren oder zu programmieren. Stattdessen sind alle Aktivitäten auf ein Ziel ausgerichtet: Den Kundennutzen zu steigern. Dies lässt sich auch auf Lernprozesse übertragen. Leagile Learning stellt die Frage nach dem Nutzen, der durch den Lernprozess geschaffen wird. Nutzen bezieht sich dabei auf die Lösung von Problemen, die Ausarbeitung von Studien zu aktuellen Fragestellungen oder den Aufbau von konkreten Kompetenzen, die für einen bestimmten und vom Lernenden nachvollziehbaren Zweck wichtig sind. Diese Fokussierung auf konkrete Ergebnisse reduziert Verschwendung, erhöht den Fokus und motiviert, da am Ende des Lernprozesses Ergebnisse vorliegen.
2. Leagile Learning ist lernen in Teams
Teams spielen sowohl bei Lean als auch bei Agile eine wichtige Rolle. Neue Erkenntnisse aus der Sozialpsychologie zeigen, dass die Zusammenarbeit in Gruppen unter bestimmten Voraussetzungen positive Auswirkungen auf die Motivation der Gruppenmitglieder haben kann. Auf den Punkt gebracht kann man sagen, dass die Zusammenarbeit in gut funktionierenden Teams einfach mehr Spaß macht, als wenn man die Aufgabe alleine löst. Dieser Motivationseffekt wird bei Lernprozessen durch positive Effekte in Zusammenhang mit Erfahrungslernen und lernen durch Andere weiter verstärkt. Durch die Vernetzung unterschiedlicher Erfahrungen, Herangehensweisen und Zugänge werden weitere Lerneffekte erzielt. Lernen in Teams ist damit ein zentrales Element von Leagile Learning.
3. Leagile Learning ist lernen in Iterationen
Sowohl bei Lean als auch bei Agile geht es darum, Work in Progress auf ein Minimum zu reduzieren. Dadurch wird die Effizienz erhöht und sichergestellt, dass nicht an Themen gearbeitet wird, die bereits von der Realität überholt wurden. Dies lässt sich bei Leagile Learning durch die Einführung von Lerniterationen umsetzen. Ähnlich wie bei Lean (Takte) und bei Agile (Sprints) geht es in jeder Lerniteration darum, ein bestimmtes Zwischenziel zu erreichen. Die Länge der Iterationen kann dabei zwischen zwei bis vier Wochen variieren und endet mit einem Iterationswechsel. Jeder Iterationswechsel dient zur Reflektion des erreichten Zwischenziels und des Lernprozesses (double loop learning). Dadurch entwickeln sich die Lernteams weiter und der Lerntransfer steigt nach jeder Iteration.
4. Leagile Learning ist lernen mit Selbstverantwortung
Lean und Agile ist eng mit einer Kultur der Selbstverantwortung verbunden. Nur wenn jedes Teammitglied einen Beitrag zum Erfolg des großen Ganzen liefert, können die anspruchsvollen Ziele erreicht werden. Die fordert, dass jedes Teammitglied selbstverantwortlich das große Ganze nach vorne bringt. Die Aufgabe von Führung bei Lean und Agile ist es optimale Rahmenbedingungen für Selbstverantwortung zu schaffen. Auf Leagile Learning übertragen bedeutete das, dass Fachexperten und Instruktoren durch Moderatoren und Facilitators abgelöst werden. Stattdessen suchen und erarbeiten sich die Teammitglieder in definierten Bereichen das relevante Wissen selbstverantwortlich.
5. Leagile Learning ist lernen visualisieren und organisieren
Visualisierung und organisieren spielt sowohl bei Lean als auch bei Agile eine zentrale Rolle. Durch Shopfloormanagement Boards, Kanban Boards, Bodenmarkierungen, Rollen und Rituale werden komplexe Sachverhalte einfach visualisiert und in Teams vereinbart. Sobald Abweichungen sichtbar werden, ist das Team alarmiert und kann gemeinsam gegensteuern. Leagile Learning, dass den bisher vorgestellten Prinzipien folgt, nutzt die Möglichkeiten von Visualisierung in ähnlicher Weise. Beispielsweise können Lerniterationen in Aufgabenpakete zerlegt werden, die mit Hilfe eines Kanban Boards visualisiert werden. Eine klare Definition und Zuweisung von Rollen wie Moderator/Facilitator und Verantwortlichkeiten in Bezug auf die Aufgabenpakte stellt sicher, dass die Erwartungen transparent sind und ermöglicht eine reibungslose Zusammenarbeit.
Lean und Agile Ansätze kommen in mehr und mehr Bereichen und Branchen zum Einsatz. Organisationen, die es schaffen die dahinterliegenden Prinzipien für sich anwendbar zu machen, werden im Wettbewerb einen Vorteil haben. Wir haben euch in diesem Artikel gezeigt, wie sich aus Lean und Agile eine Leagile Learning Ansatz entwickeln lässt.
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